Hand aufs Herz, liebe Leserinnen und Leser: Wenn wir uns zurück erinnern, an die ersten Berührungspunkte mit den kleinen Bäumen, an welche Orte denken wir da? Während die Jüngeren unter Ihnen, den ersten Kontakt mit Bonsai in einem digitalen Online Medium, wie etwa einem Bonsaishop gehabt haben könnten, ist es sehr wahrscheinlich, dass alle Leser über dreißig vermutlich in Baumärkten oder größeren Gartencentern ihren Erstkontakt mit Bonsai Bäumen gehabt haben.
Der klassische Baumarktbonsai ist stets ein Zimmerbonsai
Im Baumarkt finden Sie in aller Regel Zimmerbonsai in der Abteilung für – Sie ahnen es – Zimmerpflanzen. Neben großen Yucca-Palmen, Gummibäumen und Orchideen, finden sich dann, oft neben einer stilechten Buddha-Figur, Bonsai Bäume. Und auch wenn der echte Bonsaikenner den Baumarktbonsais die Attribution „Bonsai“ abzusprechen vermag, haben die kleinen Pflanzen insbesondere für Laien eine besondere Strahlkraft.
Für den Autor dieser Zeilen, war es jedenfalls der Baumarktbonsai, der initial für eine lebenslange Leidenschaft zu einer uralten Naturkunst war. Die nachfolgenden Zeilen bzw. das in der Folge dargebotene Urteil über den Baumarktbonsai sollte daher zumindest vor dem Hintergrund einer nostalgisch begründeten Sympathie des Autors zum Baumarkt Bonsai interpretiert werden. Aber stellen wir emotionale Aspekte einmal zur Seite und widmen wir uns in der Folge den Fakten. Schließlich ist es Anspruchs dieses Bonsai Blogs, Ihnen Informationen zum sicheren und gelingenden Bonsaikauf an die Hand zu geben.
Was ist beim Bonsaikauf im Baumarkt zu beachten ?
Wie bereits in der Zwischenüberschrift deutlich gemacht, handelt es sich bei Bäumen aus dem Baumarkt fast immer um Zimmerbonsai und aus langjähriger Erfahrung heraus kann man auch angeben, welche Pflanzen am häufigsten zur Auswahl stehen. So finden sich vielfach die Arten Chinesische Ulme (Ulmus parvifolia), Fukien-Tee (Carmona microphylla) sowie eine Serissa, Baum der Tausend Sterne oder auch Junischnee (Serissa foetida). Natürlich haben die benannten Pflanze keine botanische Disposition ein „Baumarktbonsai“ zu sein, sondern sie eint mehrere Eigenschaften, die sie attaktiv für den Verkauf machen. Zum Einen weisen alle Pflanzen relativ kleine Blätter auf, was sie vor allem für Laien sehr glaubwürdig als „Bäumchen“ erscheinen lassen, zum Anderen ist Rindenstruktur der genannten Arten bei noch relativ jungen Pflanzen schon rau und borkig, was ebenfalls attraktiv erscheint. Wichtigstes Kriterium ist aber der Preis. Alle Arten werden in Fernost als Massenware gezogen. Die Pflanzen werden auf dem Weltmarkt zu Paletten-Preisen oft unter 75€ angeboten. D.h. wenn Sie sich im Garten- oder Baumarkt drei Bäumchen für Ihre Fensterbank aussuchen, haben Sie den Einkauf der gesamten Palette refinanziert. Ein gut frequentierter Baumarkt verdient mit den kleinen Bäumchen also Geld.
Massenware weißt Qualitätsmängel auf.
Bonsai gilt, das lässt sich mit Fug und Recht behaupten, als Kunst. Im Baumarkt, das ist genauso klar, werden Sie für durchschnittlich 25€ kein „Kunstwerk“ erwerben. Dennoch sind 25€ ja nicht wenig Geld und das was man erwirbt, sollte ein Mindestmaß an Qualität aufweisen, sodass die Chance gegeben ist, zumindest etwas Freude an der Pflanze zu haben. Leider sind wir damit mitten im Thema. In den meisten Fällen hat die angebotene Ware eben leider keine Chance. Während die Optik häufig einem „Bonsai“ nur ähnelt und hauptsächlich die traditionelle Keramikschale an die japanische Kunst erinnert, ist es dennoch die Präsentation im Markt, die auf Laien wie Magie wirkt, sodass diese versucht sind, einen solchen Bonsai für die Fensterbank zu erwerben.
Woran erkennt man einen „Baumarkt-Bonsai“?
Woran also erkennt man als Laie diesen ominösen „Baumarkt-Bonsai„?
Idealtypisch für Baumarkt-Bonsai lassen sich die folgenden Charakteristika herausarbeiten:
- Ein Baumarkt-Bonsai steckt meistens in ultra-verhärteter Erde! Der Erdballen erinnert mehr an einen Betonfuß, denn an ein Substrat, indem irgendetwas wachsen und gedeihen soll. Die Farbe des Erdoberfläche ist grau und wirkt – wie angesprochen – verklumpt.
- Eingewachsener Bonsaidraht! Die Bäumchen aus dem Baumarkt sollen ja an einen Baum erinnern, weshalb sie irgendwann einmal gedrahtet wurden. Dieser Draht wurde auf ihrem langen weg nach Europa häufig vergessen, weshalb er oft eingewachsen ist. Ist der Draht nicht eingewachsen, wurde er häufig einfach zu spät entfernt und die Äste weisen noch unattraktive Spuren der eingewachsenen Drähte auf.
- Kaum Stammverjüngung! Massive Schnittstellen am Bäumchen. Bei der Bonsaikunst ist es ja eben die Kunst, einen Baum so natürlich wie möglich wirken zu lassen. Da ein voluminöser Stamm für einen Bonsai charakteristisch ist, lassen die Massenproduzenten das Bäumchen in Gärtnereien zunächst einmal stark wachsen, um es dann wieder brutal zurückzuschneiden. Die nachwachsenden Triebe werden anschließend gestaltet. Ein Vorgehen, das seine Spuren hinterlässt und dem Bäumchen seine natürliche Stamm-Verjüngung nimmt.
- Eher minderwertige Schalen! Die Schale ist meistens grün und wackelt.
(Wobei dies zunehmend seltener der Fall ist. Die Schale ist oft das Beste im Angebot und begründet den Kauf.)